Honigbiene

Honigbiene auf Christrose an einem 4. Januar. Foto Robert Etter
Honigbiene auf Christrose an einem 4. Januar. Foto Robert Etter

Die westliche Honigbiene (Apis mellifera) gilt als wichtigste Bestäuberin von Kultur- und Wildpflanzen und ist staatenbildend. Ihre Völker umfassen bis zu mehreren Zehntausend Arbeiterinnen, die vom zeitigen Frühjahr bis spät im Herbst aktiv sind. Als Generalistin nutzt die Honigbiene ein sehr breites Blütenspektrum in einem Aktionsradius von über 10 Kilometern.

Laut einer Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) boomt die Imkerei in Schweizer Städten heute derart stark, dass die vielen Honigbienen den seltenen Wildbienen und Schmetterlingen die Nahrung streitig machen. Naturschützende, die mit viel Aufwand naturnahe Gärten und Blumenwiesen pflegen, setzen sich deshalb für eine Regulierung der Imkerei ein. Für sie ist die Honigbiene ein Nutztier, das auf Leistung gezüchtet und in viel zu hohen Dichten gehalten wird. Dazu die Reportage DOK - Das Bienendilemma – Zwischen Profit und Artenschutz - Play SRF vom 4. August 2024.

Die Honigbiene ist nur eine von fast 2100 in Europa heimischen Bienenarten und lebt im Gegensatz zu den solitären Wildbienen in einem Staat mit einer Königin. Ihr Staat geht jedoch nicht wie bei den Hummeln im Laufe des Herbstes zugrunde, sondern überdauert den Winter. Honigbienen vermögen im Gegensatz zu Hummeln und Wildbienen erst ab einer Temperatur von 10–13°C zu fliegen und sind daher etwas weniger effizient in der Bestäubung.


Wildbiene

Rostrote Mauerbiene (Osmia Bicornis). Foto Robert Etter
Rostrote Mauerbiene (Osmia Bicornis). Foto Robert Etter

Im Gegensatz zur Honigbiene leben Wildbienen solitär (einzellebend) und betreiben eine ausgeprägte Brutfürsorge. Sie sind darum in ihrer Fortpflanzung auf Gedeih und Verderben von zwei Hauptressourcen abhängig: von geeigneten Pollen- und Nektarquellen für die Versorgung der Larven sowie von geeigneten Kleinstrukturen für die Anlage ihrer Nester (siehe Merkblatt «Nahrungsquellen für Wildbienen»). Rund 75 Prozent aller Wildbienenarten sind erdnistende Wildbienen und deshalb im landwirtschaftlich betriebenen Umfeld besonders gefährdet, etwa wegen Hochwasser, Pestiziden oder verdichteten Böden. Andere Arten nisten in bestehenden Hohlräumen (siehe Merkblatt «Markstängelbewohner fördern») oder nutzen auch angebotene Nisthilfen. Sämtliche Wildbienen verschliessen ihre Brutzellen jeweils mit typischen Nestabschlüssen.

Nahrungs- und Niststrukturen liegen in der Regel ziemlich nahe beieinander, so dass die Wildbienenweibchen während der Versorgung der Brutzellen zwischen Nest und Nahrungspflanzen nicht weit hin und her fliegen müssen. Je nach Wildbienenart sind zwei bis fünfzig Pollensammelflüge notwendig, um einen einzigen Nachkommen mit genügend Nahrung zu versorgen. Es erstaunt darum wenig, dass Wildbienen während ihrer rund sieben Wochen dauernden Fortpflanzungsperiode auch bei gutem Ressourcenangebot und idealen Wetterbedingungen eine eher geringe Fortpflanzungsrate von maximal 10 bis 30 versorgten Brutzellen pro Weibchen besitzen. Entsprechend empfindlich reagieren Wildbienenpopulationen auf alle Landschafts- und Lebensraumveränderungen, die zu einem kleineren Angebot an Blüten und Kleinstrukturen führen.

Wildbienen fliegen dank ihrem Pelz bereits ab einer Temperatur von 4–6°C und sind dadurch fürs Bestäuben wirksamer als die erst später am Tag fliegenden Honigbienen.

Siehe die Merkblätter «Nahrungsquellen für Wildbienen» und «Markstängelbewohner fördern»


Hummel

Hummeln auf einem Blauen Eisenhut. Rechts: die auf diese Blume spezialisierte "Eisenhut-Hummel" (Bombus gerstaekeri). Foto Françoise Alsaker
Hummeln auf einem Blauen Eisenhut. Rechts: die auf diese Blume spezialisierte "Eisenhut-Hummel" (Bombus gerstaekeri). Foto Françoise Alsaker

Hummeln gehören auch zu den Wildbienen, leben aber in einem Staat mit einer Königin. Im Frühjahr gibt es nur Königinnen, die den Winter an einem geschützten Platz verbracht haben. Sobald die Sonne scheint, verlassen sie ihr Versteck. Hat eine Hummelkönigin einen neuen für sie geeigneten Ort, z.B. einen Mäusegang, gefunden, gründet sie dort ihren neuen Hummelstaat. Sie baut einen Brutnapf aus Wachs, in den sie später das erste Ei legt. Im Sommer besteht dann der Hummelstaat aus einer Königin und vielen Arbeiterinnen. Diese bauen neue Näpfe für die Brut und versorgen die Larven mit Nektar- und Pollennahrung. Im Hummelstaat werden nun auch Männchen und Königinnen aufgezogen. Diese verlassen bald den Bau zum Hochzeitsflug. Gleich danach sterben die Männchen. Der Hummelstaat wird so immer kleiner und die letzten Arbeiterinnen und die alte Königin sterben, sobald es kälter wird. Im Spätherbst suchen die jungen begatteten Königinnen einzeln ein sicheres Winterversteck auf und bleiben dort bis zum Frühjahr. Bereits ab Anfang Februar gründen sie dann neue Staaten.

Brutstätten von Hummeln reichen bis drei Meter tief in den Boden. Dank ihrem flauschigen Pelz können die Tiere bereits ab einer Temperatur von 2–6°C fliegen und gehören deshalb zu den ersten und besten Bestäubern von Frühblühern.


Künstliche Nisthilfen für Wildbienen

Eigenbau einer künstlichen Nisthilfe. Foto Robert Etter
Eigenbau einer künstlichen Nisthilfe. Foto Robert Etter

Rund 19 Prozent unserer einheimischen Wildbienenarten legen ihre Brutzellen in bereits bestehende Hohlräume; etliche benützen auch gerne künstliche Nisthilfen. Mit Wildbienenhäuschen lassen sich zwar nur eine Handvoll allesamt recht häufige Arten ansiedeln. Sie ermöglichen aber für Erwachsene und Kinder eine unmittelbare Naturbeobachtung direkt vor der Haustür und können so auch aus pädagogischer Sicht sehr wertvoll sein (siehe Merkblatt «Nisthilfen kaufen»).

Wildbienenhäuschen können während des ganzen Jahres aufgestellt werden. Die Saison der ausschlüpfenden Wildbienen beginnt im März und endet im August oder September (siehe Merkblatt «Flugzeiten»). Je später man Nisthilfen aufstellt, desto weniger Arten können sich im selben Jahr noch ansiedeln. Im Folgejahr stehen sie aber dem gesamten Artenspektrum zur Verfügung. Solche künstliche Bienenwohnungen anzubieten, macht nur Sinn, wenn in der nächsten Umgebung auch die für die Wildbienenarten notwendige Blütennahrung zur Verfügung steht.

Siehe die Merkblätter «Nisthilfen kaufen» und «Flugzeiten»


Erdnistende Wildbienen

Eingang zu einem Gelege einer erdnistenden Wildbiene. Foto Robert Etter
Eingang zu einem Gelege einer erdnistenden Wildbiene. Foto Robert Etter

Rund die Hälfte aller Wildbienenarten nisten im Boden. Zählt man noch ihre Kuckucksbienen (Schmarotzerarten) dazu, sind es gar drei Viertel. Die Förderung der Nistressource Boden gehört deshalb zu den wichtigsten Massnahmen für Wildbienen. Viele Arten sind bedroht und deshalb dringend auf Nistplätze im Erdreich angewiesen (siehe Merkblatt «Bau Sandlinse»). Sie benötigen zudem ein geeignetes Nahrungsangebot an blühenden Pflanzen (siehe Merkblatt «Nahrungsquellen für Wildbienen»). Zu den erdnistenden Wildbienen gehören auch landwirtschaftlich besonders wichtige Arten, die dank ihrer Bestäubungsleistung einen enormen Einfluss auf die Ernte haben.

Die umfassende eBook-Broschüre des inzwischen aufgelösten Vereins wildBee.ch stellt verschiedene Bodenstrukturen vor, in denen Wildbienen nisten. Dieser praxisnahe Leitfaden zeigt auch auf, wie man diesen Wildbestäubern helfen kann und was alles berücksichtigt werden muss, damit die von Menschenhand errichteten Habitate letztendlich hilfreich sind, wie das Anlegen von offenen Bodenflächen, Sandhaufen, Randkanten, überhängenden Abrissen oder Steilkanten.

Siehe die Merkblätter «Sandlinse bauen» und «Nahrungsquellen für Wildbienen»


Totholz lebt und beherbergt auch Wildbienen

Unter Totholz versteht man vor allem abgestorbene Bäume oder Baumteile, seien sie stehend, liegend, frisch oder vermodert. Wenn Bäume durch Blitzschlag, Eisbruch oder etwa durch einen Bruthöhlenbau eines Spechts verletzt werden, können diese Bäume trotzdem noch sehr alt werden. Sterben sie dann vollständig ab, sind sie noch lange nicht tot. Sie bleiben ein wichtiger Teil des Waldes oder Feldes, denn viele Vögel, kleine Säugetiere, Wildbienen (Holzbienen), Käfer und andere Insekten nutzen dann das abgestorbene Holz.

So wohnen viele Tiere in den Höhlen, in den abgebrochenen Ästen, unter der Rinde und tief im Holz oder Wurzelbereich. Andere wiederum brauchen das Holz als Nahrung. Über viele Jahre hinweg zersetzen Pilze, Insekten und Bakterien langsam das Holz. Es zerfällt in Mulm und geht dann langsam in den Boden über und wird zum wertvollen Humus.

Totholz ist auch in den Bergen wichtig als Anwachshilfe für junge Bäume. Dickes, stabilisiertes Totholz dient als Erosionsschutz und vermindert Lawinen. Totholz reguliert zudem das bodennahe Mikroklima und sorgt für genügend Feuchtigkeit für Schnecken, Amphibien, Algen und Moose. Totholz spielt auch im Kreislauf des Waldes und auf Feldern eine zentrale Rolle. 

Oberhalb des Schlosses Utzigen auf der Allmit (siehe Fotos) sind seit längerem mehrere Totholzhaufenaufgeschichtet. Auch hat ein laubloser stehender Baum überlebt. Mittlerweile sind dort gut sichtbar Plakate aufgehängt, warum man hier Ast- und Steinhaufen installiert habe und wieso man auch den Altgrasstreifen beim Mähen absichtlich stehen gelassen habe als Rückzugsort für Insekten und für das Absamen der Wiesenpflanzen. 

Weiterführende Websites:

Lebendiges Totholz

Totholz im Wald - Entstehung, Bedeutung und Förderung

Totholz und alte Bäume - erkennen, schätzen und fördern

 

Bilder von links nach rechts: Abgestorbener Baum in Utzigen, Aussen- und Innensicht; Asthaufen im Feld. Fotos: Robert Etter


Insekten sichern die Bestäubung

Künstliche Gelege für Mauerbienen in einer Apfelplantage in Kummertshausen TG. Foto Robert Etter
Künstliche Gelege für Mauerbienen in einer Apfelplantage in Kummertshausen TG. Foto Robert Etter

Insekten sind – neben dem Wind – die wichtigsten Bestäuber der Blütenpflanzen und erbringen so einen enormen ökonomischen Nutzen für Mensch und Natur. Denn diese Tierchen ermöglichen den Transfer von Pollen von den Staubbeuteln (männlicher Teil einer Blume) zur Narbe (weiblicher Teil). Erst wenn der Pollen die Narbe erreicht, können sich Samen bilden, die Früchte entstehen lassen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass für eine optimale Bestäubung von Pflanzen die Honigbiene allein nicht ausreicht. Erst im Zusammenwirken mit wilden Insekten, darunter vor allem Wildbienen und Hummeln, werden die besten Bestäubungsleistungen erreicht. Schon seit den 1980er-Jahren werden einige Arten von Erdhummeln gezüchtet und in Gewächshäusern zur Produktion von Tomaten, Paprika, Auberginen, Melonen, Zucchini, Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren eingesetzt. Diese Methode findet inzwischen auch in Aprikosenplantagen Anwendung. Für die Bestäubung von Obstbäumen (Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche) kommen hingegen Mauerbienen zum Einsatz.

Innerhalb der Insektenwelt garantiert die Vielfalt der Bienen und der Schwebfliegen die für uns Menschen zentrale Bestäubungssicherheit – eine Hauptvoraussetzung, dass wir genügend zu essen haben.