Im vergangenen Jahr haben viele Menschen die nahe Natur wieder mehr kennen und schätzen gelernt. Deshalb startete NUBIS einen Aufruf, persönliche Naturerlebnisse mit einem kurzen Text und Fotos einzusenden. Wir danken für alle Beiträge und präsentieren hier das Ergebnis: eine vielfältige Entdeckungsreise durch das untere Worblental. Die Beiträge zeugen einmal mehr davon, wie schön unsere Umgebung ist und wie es sich lohnt die Augen zu öffnen für alles was um einen lebt und wächst, für das Kleine am Boden und an Bäumen und für die weiten zum Teil zauberhaften Landschaften. Die 5 Preisgewinnenden (Verlosung) sind bereits benachrichtigt.
Texte und Fotos stammen jeweils von derselben Person.
Alle Fotos können durch einen Klick vergrössert werden.
Die Beobachtungen sind in der Reihenfolge ihres Eintreffens bei NUBIS präsentiert.
Links: Flacher Schillerporling (Inonotus cuticularis). Einjährige Fruchtkörper, dachziegelig übereinander.
Bedrohte, seltene Art in Wunden von Laubbäumen, insbesondere Buche
Verursacht Weissfäule
Rechts: Starkreagierender Amethyst-Klumpfuss (Cortinarius catharinae). Wunderschöne frische Fruchtkörper mit zitronengelbem Hut und blass violetten Lamellen und einer abrupt knolligen Stielbasis. Ungeniessbar.
Mykorrhizapilz von Altwäldern mit kalkhaltigen Böden und Laubbäumen
Der Standort hat markierte Bäume und ich fürchte, diese werden in diesem Winter gefällt und der Standort dieses Pilzes wird erlöschen
Am 3.Juli 2020 beobachtete ich im Garten einen Schmetterling, der durch seine weissen Flecken und orangen Hinterflügel auffiel. Er hielt sich längere Zeit an Blättern der Nachtviole (Hesperis matronalis) auf, so dass ein Foto gelang. Nach dem Schmetterlingsspezialisten handelt es sich eigentlich um eine Waldart, die aber gelegentlich auch ausserhalb des eigentlichen Lebensraumes beobachtet wird.
Landkärtchen (Sommergeneration an Dost)
Im Garten wächst und verbreitet sich seit Jahren der Echte Dost (Origanumvulgare), beliebt bei zahlreichen Schmetterlingen. Unter den Tagfaltern, die sich fotografieren liessen, ist das Landkärtchen in der Sommergeneration. Kein Eisvogel wie zuerst gedacht….
Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria)
Vor der Haustür befindet sich eine Betonwand, an welcher ich am 17. August diesen Schmetterling beobachten konnte, dessen hintere Flügel (im Foto verdeckt) orange leuchteten. Es handelt sich um eine europarechtlich streng geschützte Nachtfalter-Art, die sich gelegentlich tagsüber aktiv zeigt.
Ampfereule (Acronicta rumicis) an Bergenia
Die Blätter der Bergenien in meinem Garten sind randlich stark zerfressen. Auf der Suche nach dem Verursacher entdeckte ich Ende August diese wunderschöne Raupe. Ihr hätte ich die Bergenienblätter gerne geopfert, die Sünder erwiesen sich allerdings kleine Schnecken. Vom Schmetterlingsspezialisten Martin Albrecht erhielt ich eine Bestimmung: Ampfereule (Acronicta rumicis), ein recht häufiger Nachtfalter.
"Über die Berge hob sich die Sonne, leuchtete in klarer Majestät in ein freundliches, aber enges Tal und weckte zu fröhlichem Leben die Menschen, die geschaffen sind, an der Sonne ihres Lebens sich zu freuen."
Jeremias Gotthelf, Anfang der Erzählung 'Die schwarze Spinne'
Die Töpferwespe hat für ihr Brutgeschäft unser Terrassengeländer ausgesucht. Über wenige Tage hinweg ist ein filigranes, robustes Gebilde entstanden mit ca. 6 kugelförmigen Brutkammern. Ich habe sie bei ihrer geschickten Baukunst beobachten können, direkt vom Essplatz aus.
"Morgendliche Eindrücke, die die Stimmung für den Tag grundieren."
Links aus dem Badezimmerfenster: herrliches Morgenrot, das Niederschlag ankündigt
Rechts aus dem Arbeitszimmer: Regenwolken, Lichtblicke, Berge am Horizont, Wohngewusel
Wie fast jedes Jahr findet im Friedhof in Bolligen ein geselliges Treiben statt: An den zahlreichen Vogelbeerensträuchern finden sich verschiedene Drosselarten zum grossen Beerenschmaus ein. Aber dieses Jahr war es ganz besonders. Nebst den lokalen Amseln - es waren in diesem Jahr aussergewöhnlich viele - konnten auch andere u.a. recht seltene Drosseln beobachtet und fotografiert werden. Die aus Skandinavien und Russland stammenden Rotdrosseln sind bei uns spärlich auftretende Wintergäste. Sechs waren auch dieses Jahr in Bolligen zu Gast. Sogar Ornithologen aus Zürich zog es nach Bolligen, um die Rotdrosseln zu sehen. Auch eine Ringdrossel landete auf dem Durchzug Richtung Süden bei uns. Die letzte Beobachtung einer Ringdrossel in Bolligen geht auf das Jahr 1986 zurück!
Oben links: Ringdrossel
Oben rechts: Wacholderdrossel
Mitte links: Rotkehlchen, gehört auch in die Familie der Drosseln
Mitte rechts: Rotdrossel
Unten: Amselweibchen
Alle Aufnahmen 2020, Friedhof Bolligen
Mit grosser Freude konnte ich dieses Jahr eine Brut Kohlmeisen in einem meiner Nistkästen beobachten.
Oben: eine Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) macht sich im Efeu breit. Beobachtet bei einem Spaziergang bei Sigriswil im Dezember.
Links: eine Rose im eigenen Garten am 31. Dezember.
Links: Nebel über Bolligen, genauer beim Besiloo und rechts "Winterzauber im Bannholz"
Auf dem Weg zur Talhöchi ob Bantigen sind wir am Waldrand zwei Bäumen begegnet, die sich eng umschlingen. Eine Buche und eine Eiche sind miteinander verwachsen. Im Unterschied zu Bäumen der gleichen Baumart können hier die beiden nicht miteinander verschmelzen. Sie vermögen sich lediglich gegenseitig zu umschliessen: Es wird Holz gebildet, welches um den angrenzenden Ast oder Stamm wächst. Warum? Weil hier das unterschiedliche Genmaterial eine Fusion verunmöglicht. Jeder Baum behält so sein Eigenleben.
Pflanzensamen sind interessante Gebilde. Sie enthalten den ganzen Bauplan der Pflanze, sogar wenn sie sehr klein sind.
Sie sind auch genial gestaltet; einige sind so eingerichtet z.B. mit feinen Härchen, dass sie möglichst weit fliegen können.
Weil wir im Herbst die dürren Blumenstände nicht abschneiden sondern bewusst stehen lassen, haben auch Vögel Freude daran und tun sich an deren Samen gütlich. Rechts ein Distelfink auf einem Sonnenhut.
Pollensammlerin im Vorfrühling
Das mehlartige Pulver, gebildet in den Staubgefäßen der Blüten, wird im Sammeln „gehöselt“ und dient der ersten Brut als Eiweissnahrung.
Je mehr ich den Bienen aufmerksam zuschaue, je mehr lerne ich für mein Leben dazu
(Das Leben im Sozialstaat, jede Biene ist autonom und könnte alleine nie überleben).
Beim Arbeiten im Bienenhaus vergesse ich alles – es ist eine Art von Hingabe und Konzentration; beobachten, erkennen, staunen und entscheiden. Das offene Bienenvolk reagiert sofort! Z.B. auf Nervosität, Lärm, auf schlechte Stimmung usw. Dann kann es ungemütlich werden.
Je länger ich mit Bienen arbeite, desto mehr eröffnet sich mir eines der geheimnisvollen „Bücher“ der Natur. Es geht darum, ein Feeling, eine Intuition fürs Leben der Bienen zu entwickeln, ein Verständnis für die Zusammenhänge der Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten und meinem Bemühen, das Bestmögliche zur rechten Zeit zu tun.
Von links nach rechts: Der braune Bär / Die träumende Ziege / Der tanzende Kirschbaum
Auf einem Morgenspaziergang am 1. Januar 2020 entpuppte sich der Mannenbergwald als eine echte Juwelenkammer. Nach einer eisigen Nacht leuchteten die sonst unsichtbaren Spinnengewebe auf dem dunklen Hintergrund. Zwischen den tiefen Ästen hingen jetzt Kristalle und Perlenketten.
Die Natur in unserm Garten und in Bolligen ist so spannend, dass ich mittlerweile über einige schöne Dokumentationen verfüge.
Seit ein paar Jahren sind wir daran, unseren Garten naturnaher zu gestalten. Wir staunen über die zunehmende Vielfalt an Bewohnern und Gästen. Schon nur unter den Insekten entdecken wir immer wieder neue Spezien, die wir zum Teil noch gar nie gesehen haben, wie z.B. den geränderten Pinselkäfer, die blaue Holzbiene, den gemeinen Bienenwolf....Ein Naturgarten nützt nicht nur der Tierwelt, sondern bringt auch uns enorm viel Bereicherndes!
Links: ein Schwalbenschwanz
Ausser dem Silberreiher (Worblental) entstanden die Fotos in Ostermundigen, quasi hinter der Wohnungstüre und zwar in den letzten drei Wochen um den Jahreswechsel.
Seit diesem speziellen Jahr 2020 fotografiere ich auch vermehrt Vögel. Es ist immer wieder eine Herausforderung, aber die Freude ist dann umso grösser, wenn ein Foto gelingt.
In diesem Sinne möchte ich vermehrt in der nahen Umgebung unsere „heimlichen“ heimischen Vögel entdecken.
Links: Grünspecht
Unten links: Rotkehlchen
Unten Mitte: Silberreiher
Unten rechts: Schwanzmeise
Man muss nicht weit reisen: Auch am Mannenberg kann man Spezielles entdecken und bewundern, z.B. die eigenartige Stimmung mit Nebel und Sonne oder verschiedene natürliche, eisige Kunstwerke.
Vermutlich ist es nächsten Winter nicht mehr so schön, wenn grosse Teile vom Mannenberg abgeholzt werden, um Platz für das neue Wasserreservoir zu schaffen.
Auf einem Spaziergang im Gwattmoos bei Thun.
Am 23. Juli 2020: Löwenschwanz; Echtes Herzgespann (Leonurus cardiaca) aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Rechts: ein Prachtsexemplar: 160 cm hoch, das ist ungewöhnlich.
Es ist eine seltene Pflanze. Nach Angaben in Flora Helvetica mit 2 Ausrufezeichen (!!) versehen.
Am 13. September 2020: Wilde Mohrenhirse (Sorghum halepense), Familie der Süssgräser (Poaceae).
Rückmeldung von Infoflora, dass diese Pflanze erstmals in diesem Planquadrat gesichtet/gemeldet wurde.
Diesen Föhrenzapfen habe ich vorletztes Jahr aufgehoben und ihn mit einem Draht als Dekoration in einer freistehenden Blumenkiste fixiert.
Die Natur (lies: Sonne, Regen, Wind) hat
kreativ gearbeitet und im letzten Herbst diesen kleinen Pilz aus dem Zapfen wachsen lassen.
Beatrice Senn-Irlet schreibt zu diesem Pilz:
Der Pilz gehört in die Gattung Mycena-Helmlinge, aber welche Art?.
Ich sehe ja, dass der Pilz auf einem Föhrenzapfen gewachsen ist. Da gäbe es Mycena seynii im MIttelmeergebiet, eine Art die nur auf Föhrenzapfen vorkommt. Diese Art ist in der Schweiz noch nicht nachgewiesen. Ganz selten scheint aber auch der einheimische Fichtenzapfen-Helmling (Mycena strobilicola) auf Föhrenzapfen gefunden worden zu sein.