Die einheimischen Wildblumen in unseren Balkonkästen blühen jetzt Anfang Juni sehr schön und werden fleissig von verschiedenen Wildbienen, Honigbienen aber auch von Schmetterlingen besucht. Besonders beliebt bei unseren Besuchern sind der Gelbe Fingerhut – Digitalis lutea, das gewöhnliche Sonnenröschen Helianthemum nummularium, der Wald-Ziest – Stachys sylvatica – sowie die Pfirsichblättrige Glockenblume – Campanula persicifolia.
Vor ein paar Jahren haben wir die Bepflanzung auf unserem Balkon konsequent auf einheimische Wildpflanzen umgestellt und dabei die Pflanzen so ausgewählt, dass vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst immer etwas blüht. Zwar blühen Wildpflanzen nicht ganz so üppig wie Zuchtformen, dafür sind sie an unser Klima angepasst, überwintern problemlos im Freien und sind darüber hinaus eine wichtige Futterquelle für eine Vielzahl von verschiedenen Insekten.
Lotti & Detlef Stiller, Bolligen
Mein Neujahr begann ich mit einem Spaziergang am Bantiger, wie immer mit Fotoapparat und Feldstecher ausgerüstet. Beim Beobachten eines Spechtes sah ich im Augenwinkel einen sehr grossen Greifvogel in einer Föhre landen. Sofort wusste ich: Es kann weder ein Milan noch ein Mäusebussard sein. Aber was denn? Irgendwann muss dieser Unbekannte ja wieder aus der Föhre wegfliegen. So setzte ich mich auf die Lauer, die Kamera auf die Föhre gerichtet. Und siehe da, schon nach wenigen Minuten schwang sich der Gesuchte wieder in die Luft und verschwand sogleich hinter den hohen Bäumen. Ich staunte: Es war ein Steinadler! Und es gelang mir, ihn im Bild festzuhalten.
Es handelte sich wohl um einen Jungadler, der auf der Suche nach einem neuen Revier grosse Distanzen zurücklegt. Ich hoffe, er kommt noch ein weiteres Mal zu uns.
Thomas Wullschleger, Bantigen
Bei der Vogelbeobachtung im Fanel am Neuenburgersee wurden mein Mann und ich zu Beginn dieses Jahres von einem Hermelin im Winterkleid begrüsst. Pro Natura hat den kleinen Marder, der auf Kleinstrukturen und Wanderkorridore angewiesen ist, zum Tier des Jahres 2018 erkoren. Wir konnten dem flinken, possierlichen Kleinkarnivoren mehrere Minuten lang bei der Mäusejagd zuschauen, bis er in Windeseile im Gebüsch verschwand.
Lotti Stiller, Bolligen
Mehr Information zum Tier des Jahres 2018 unter: https://www.pronatura.ch/de/tier-des-jahres-2018-hermelin
Wer im Restaurant ‚Chäpputräff’ Françoise Alsakers Fotos bewundert hat, stand beim Bild der Wald-Witwenblume vor einem Rätsel: Was sind das für weisse Kügelchen, die da als kleines Päcklein anstelle von Blüten in einem Blütenkopf liegen? (Bilder links und Mitte) Ich vermutete ein Eigelege von einem Schmetterling, dessen Raupen von der Witwenblume leben.... Aber die zoologische Hypothese erwies sich als abwegig. Des Rätsels Lösung fand sich im Vergleich mit einer anderen Foto, die Françoise zu Hause aus ihrer Kollektion hervorholte (Bild rechts): Die weissen Kügelchen sind Knospen von Einzelblüten, denen der blaue Farbstoff fehlt. Aus ihnen hätte sich ein weisser Blütenstand entwickelt. Es handelt sich um einen Teilalbinismus, der durch eine genetische Mutation in einer Ausgangszelle des Blütenkopfs entstanden ist.
Gerhart Wagner, Stettlen
Fotos Françoise Alsaker
Nach längerer Pause hatten wir kürzlich in unserem Garten wieder einmal Besuch eines Baumläufers. Er landete am Stamm und untersuchte dann den alten Mirabellenbaum ausgiebig an Stamm und Ästen. Plötzlich flog er zum Nachbarhaus, wo er sich einen Moment an der Hauswand festhielt. Schliesslich kam er zum Mirabellenbaum zurück, wo er gut beleuchtet einige Augenblicke für ein Foto posierte. – Bei Baumläufer-Beobachtungen stellt sich mir immer die Frage: Garten- oder Waldbaumläufer? In diesem Fall zeigt das Bild eine deutlich braune Flanke und einen eher längeren Schnabel. Beides deutet auf einen Gartenbaumläufer hin.
Hanspeter Amstutz, Bolligen
Der Riesenschachtelhalm
Im Chalberweidligraben über Stettlen kommen zwei interessante Schachtelhalmarten vor: An den Waldhängen der rechten Talseite wächst der über 1 m hohe überwinternde Winterschachtelhalm, dessen steife, unverzweigte grüne Sprosse dichte kleine „Wäldchen im Wald“ bilden. Im oberen Teil des Grabens wächst an vielen Orten der Riesenschachtelhalm (siehe Foto). Er treibt zwei verschiedene Sprosstypen: Im April erscheinen die auffälligen, bis 50 cm hohen, unverzweigten, braunen fruchtbaren (fertilen) Sprosse mit ihren ansehnlichen Sporangienähren an der Spitze. Sobald sie die Millionen von Sporen dem Wind übergeben haben, sterben sie ab. Aber jetzt wachsen doppelt so hoch die reichverzweigten, grünen unfruchtbaren (sterilen) Sprosse heran, die bis 2 m hoch werden können. Mittels ihres Blattgrüns (Chlorophyll) betreiben sie Photosynthese, d. h. sie bauen die nötigen Vorratsstoffe auf und schicken diese in die Wurzeln.
Dr. Gerhart Wagner, Stettlen
Gespenst auf dem Bantiger
Auf der Besucherterrasse des Bantiger Sendeturms ist es mir am 14. November 2011 gelungen, ein Gespenst zu fotografieren, genauer: ein „Brockengespenst“. Dieses Naturphänomen entsteht häufig auf Hügelkuppen bei strahlendem Sonnenschein, wenn der eigene Schatten in eine unten liegende dichte Nebelwand geworfen wird. Durch die Beugung des Sonnenlichts an den Nebeltröpfchen entstehen regenbogenfarbige Ringe um den Schatten des Kopfes, was als „Glorie“ bezeichnet wird. Bei sehr tiefem Sonnenstand kann es bei aufsteigenden dichten Nebenschwaden geschehen, dass der von der Sonne in den Nebel geworfene eigene Schatten wie ein Gespenst mit einer Glorie in wenigen Metern Abstand vor einem steht. Dabei wirkt der Nebel wie eine Leinwand. Da dieser aber nicht wie eine Leinwand fixiert ist, sondern sich durch den Wind etwas bewegt, bewegt sich auch der Schatten und wirkt wie eine geisternde Gestalt. Übrigens wurde das Phänomen „Brockengespenst“ erstmals 1777 von Johann Wolfgang von Goethe beschrieben, nachdem dieser auf dem gleichnamigen Berg wohl ein solch gespensterhaftes Erlebnis hatte.
Albert Burgdorfer, Bolligen
Ein spezieller Besuch
Am Bettagmorgen besuchte uns auf unserem Balkon dieser kleine herzige Vogel und liess sich sogar aus der Nähe fotografieren. Sehr wahrscheinlich musste er sich etwas aufwärmen. Neugierig schickte ich das Bild an die Vogelwarte Sempach mit einigen Fragen. Die Antwort war dann hochinteressant, so dass ich sie hier wiedergeben möchte:
„Besten Dank für Ihre Anfrage und die Bildbeilage. Sie zeigt tatsächlich ein Wintergoldhähnchen. Diese Art ist der kleinste Vogel Europas – die Vögel wiegen lediglich um 5g. Eigentlich leben Wintergoldhähnchen im Nadelwald, jetzt sind einige von ihnen, wohl vor allem Jungvögel, aber schon auf dem Zug. Eigentlich sind sie Nachtzieher, sie setzen den Zug aber teilweise auch am Vormittag noch etwas fort und fliegen dabei von Nadelbaum zu Nadelbaum, auch durch Dörfer und Städte. Genauere Informationen zum Wintergoldhähnchen finden Sie hier: http://www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/wintergoldhaehnchen.“
Es freute mich sehr, dass ich das Goldhähnchen so nahe erleben durfte.
Markus Schwarz, Ittigen
Seit einigen Jahren können wir in Stettlen regelmässig an der Worble talaufwärts Sumpfrohrsänger beobachten. Diese Vogelart, die als letzte erst Ende Mai aus Südostafrika zurückkehrt, kann meisterlich singen, ist aber schwierig zu beobachten. Trotzdem hatte ich die Gelegenheit, den seltenen Vogel zu hören - in der Regel waren es 4 Individuen - und ihn auch einmal zu fotografieren! Leider genügte meine Kamera nicht. Doch Kollege Willy Joss half mir aus. Ende Juli haben uns diese Langstreckenzieher schon wieder verlassen. Ich hoffe, dass sie der Worble treu bleiben.
Rainer Nowacki, Stettlen
Schöne Beobachtungen am Wegesrand sind in den Gemeinden Bolligen, Ittigen und Stettlen überall möglich. Es gilt lediglich: Augen offenhalten. Bei einem Spaziergang mit meinem Mann durch den Bantigerwald konnten wir kürzlich auf einer Gemeinen Kratzdistel (Cirsium vulgare) regen Besuch von Hummeln, Wildbienen und Käfern beobachten. Die Gemeine Kratzdistel ist eine wertvolle Wildpflanze für Insekten, aber auch für bestimmte Vogelarten wie beispielsweise den Distelfink. Es lohnt sich deshalb, diese stachelige Pflanze mit der wunderschönen Blüte auch im Privatgarten an geeigneten Stellen wachsen zu lassen.
Lotti Stiller, Bolligen
Auf unserer kürzlichen Wanderung zum Schwarzkopf sind wir am Wegrand dieser wunderschönen Riesenraupe begegnet. Sie war etwa 12 cm lang und prall wie eine Wurst. Aber welcher Sommervogel verbarg sich darin? Der Bolliger Schmetterlingskenner Martin Albrecht wusste Rat: „Es handelt sich um die grösste Raupe, die man bei uns finden kann. Aus ihr wird im Herbst ein Totenkopfschwärmer schlüpfen. Der Falter trägt dann die Totenkopf-Zeichnung auf dem Rücken, von der er den Namen hat. Dieser Wanderfalter ist recht selten, tritt aber heuer etwas häufiger auf. Eure Raupe ist schon auf dem Weg zur Verpuppung, was man an der bräunlichen Verfärbung am Rücken erkennt. Schöner Fund!“
Ida-Maria Ledergerber-Graf, Bolligen
Als ich den seltenen Neuntöter zum ersten Mal feststellte, merkte ich bald, dass die betreffende Hecke auch sein Brutplatz sein musste, denn es zeigten sich das Männchen und das Weibchen. Letzteres bekommt man eher selten zu Gesicht. Das Männchen benutzt oft dieselbe Sitzwarte, um von dort für die Jagd auf vorbeifliegende Insekten loszufliegen und dann wieder dorthin zurückzukehren. So machte ich mich mit der Kamera und der grossen Linse auf den Weg. Ich setzte mich in sicherer Entfernung auf die Lauer, um das Brutgeschäft nicht zu stören. Und schon nach kurzer Zeit hatte ich Erfolg, wie dieses Foto zeigt.
Thomas Wullschleger, Bantigen
Bei den Aufnahmen zum Brutvogelatlas 2013-2016 wurde ein Schwerpunkt auf die Erfassung der Waldschnepfe gelegt. Deshalb verbrachte ich bei meiner Mitarbeit einige Abende in den Wäldern der Region, um nach dieser Art Ausschau zu halten - immer vergebens. Eines Abends in der späten Dämmerung flog ein grösserer Vogel lautlos über mich hinweg - eine Waldohreule! Über eine halbe Stunde lang konnte ich sie aus der Nähe beobachten. Und sie blieb nicht alleine. Aus einem nahen Nadelbaum heraus hörte ich die Bettelrufe zweier Jungvögel. Zum Schluss durfte ich gleich vier Waldohreulen im Flug beobachten! Leider konnte ich sie nicht fotografieren. Doch mein Kollege Willi Joss hat diesen imposanten Nachtvogel in Gerolfingen vor die Linse bekommen.
Ronald Graber, Bern
Dieses Frühjahr entdeckte ich auf meinem Balkon an der Ittiger Lutschenstrasse, 3. Stock, in einer kleinen Topf-Föhre ein kunstvolles Vogelnest. Die brütende Amsel liess sich durch meine Anwesenheit in Greifnähe nicht stören. Sie fühlte wohl, dass ich ihr wohlgesinnt war und sie in ihrem dichten Versteck sicher vor Katzen und anderen Fressfeinden. Nach zwei Wochen schlüpften dann drei splitternackte Jungvögel. Sensationell, was die beiden Eltern da an Würmern und anderem Getier 15 Tage lang pausenlos zulieferten. Doch eines Morgens war das Nest verlassen und die ganze Amselfamilie ohne Adressangabe ausgeflogen. Meine Rücksichtnahme auf die gefiederten Untermieter hatte sich gelohnt!
Urs Staub, Ittigen
Bei einem nachmittäglichen Spaziergang durch Bolligen-City habe ich zufällig von der Brücke der Kistlerstrasse auf die darunter liegende Eisengasse geguckt. Da bemerkte ich, dass sich dort auf dem Asphalt etwas bewegte: Es waren zwei Blindschleichen. Sie hatten sich beide seitlich in den Nacken gebissen und schoben sich am Strassenrand hin und her. War dies ein deftiger Kampf zwischen zwei Männchen um ein Weibchen? Nein, es war ein Paarungsvorspiel, das stundenlang dauern kann. Rechts das längere Weibchen, zu erkennen an der dunklen Flankenfärbung. Und links das kleinere Männchen. Ich bettete dann die beiden Liebestollen ins nahe Gras, geschützt vor Velorädern und Katzengebiss.
Georg Ledergerber, Bolligen